P r e s s e - Z i t a t e

zum Buch

"Allns na Vörschrift"


 

Neue Gedanken in alter Sprache

Dem Schriftsteller Kühn geht es um einen engen Kontakt zwischen Dichtung und den wirklichen Geschehnissen um uns herum. Plattdeutsch schreiben heißt nicht, von der guten alten Zeit schwärmen, sondern für eine neue, kommende Pläne entwerfen, Der Schriftsteller greift hinein in Konflikte der heutigen Menschen und setzt seine Sprache als ein Medium ein, Leitlinien für das Verständnis unserer Zeit aufzuzeigen.

Er beobachtet Menschen im Alltag, schildert sie in einer besonderen Situation, und durch das alltägliche Geschehen scheint plötzlich eine Lebensfrage, ein Zeitgefühl, ein mögliches Glück auf... Der Schriftsteller sucht Charaktere auf, die in Spannung zur Gesellschaft stehen, Käuze, wunderliche Figuren ... Ihr Bild wandelt sich, während die Geschichte ihren alltäglichen Gang geht und der Erzähler auf die Besonderheit dieses Schicksals hindeutet. .. Kühn schaut mit Verstand die Welt an und erkennt das Besondere, die Aussagekraft der Wirklichkeit. Er greift zum Plattdeutschen, da die Mundart das Merkmal hat, zuzupacken, in einem knappen Dialog die innere Situation eines Menschen zu beleuchten und greifbar plastisch darzustellen.

(Heiko Jörn in Ostfriesenzeitung, Leer, 19.1.88)


Die große Handlung mit einem Helden im Mittelpunkt, der die Gemüter des Publikums erschüttert, liegt ihm nicht. Günter Kühn, einer der profiliertesten niederdeutschen Schriftsteller der Gegenwart, ist vielmehr ein moderater Erzähler. Statt mit großen Gesten Handlungen zu beschreiben, stellt er mit sparsamen Mitteln Fälle vor Augen, die aus dem realen Leben gegriffen sind. Kühn erzählt auf den ersten Blick ganz konventionell. Doch die Wirkung, die er erzielt, ist erheblich: Als Autor liebt er es, den Betrachter bzw. den Leser zur eigentlichen Hauptfigur zu machen. ... So liegt die Besonderheit in der Art des Erzählens, genauer: in der Art, wie der Leser in die Rolle des Betrachters, des nachdenklichen Kritikers gezogen wird.

(Bernd Rachuth in Zeitschrift Niedersachsen H. 2/87, S. 66/67)


Kühn hat es sich mit seiner Kurzprosa nicht leicht gemacht. Die von ihm in seinen Geschichten angesprochenen Themen verbieten es, auf gängige plattdeutsche Sprachmuster zurückzugreifen, um zu einer glaubwürdigen Darstellung zu gelangen. Vielfach musste der Autor sprachliches Neuland betreten, um der von ihm ausgewählten Thematik gerecht zu werden. Kühn hat an seiner Sprache gearbeitet, an den Sätzen gefeilt, offenbar auch nicht ein einziges Wort unreflektiert niedergeschrieben; und er ist ohne Zweifel der von ihm selbst gestellten Aufgabe gerecht geworden.

Kühn möchte glatte Fassaden aufbrechen, Unebenheiten des menschlichen Miteinander verdeutlichen. Dabei vermeidet er es allerdings, in " Schwarzweißmalerei" zu verfallen.Er stellt dar, nimmt jedoch kaum Stellung, hält sich mit seinem eigenen Urteil zurück.

Wir als Leser werden von ihm aufgerufen, selbst zu urteilen, abzuwägen, das Für und Wider zu bedenken. Jede Geschichte fordert uns, sie soll uns ermutigen, schnell gefasste Urteile und liebgewordene Meinungen zu hinterfragen und eigene Standpunkte zu überdenken. So wird bei Kühn der Leser zum Partner, dem er die Problematik darlegt, ihn dann jedoch bittet, das vom Autor Angedeutete auf sich wirken zu lassen und selbst weiterzudenken.

Dieses Weiterdenken wird jedoch nur selten zu einem endgültigen Schluß kommen. Denn vieles, was Gegenwart und jüngste Vergangenheit an Problemen bereithalten, eignet sich ganz und gar nicht für eine "Patentlösung".

(DDi in Nordwest-Zeitung 10.2.87)


Mit diesem Buch legt der im Oldenburger Raum als Leiter der August Hinrichs Bühne bestens bekannte Günter Kühn zum ersten Mal eine ausgewählte Sammlung seiner schon in früheren Jahren erschienenen Kurzerzählungen vor und kann nun damit einem größeren Publikum beweisen, dass das Theater nicht sein einziges Nebenberufsfeld ist...

Wohltuend, dass Kühn sich nicht auf das Glatteis des Erklärens oder gar des Rechtfertigens menschlichen Verhaltens dieser Zeit begibt. Vergangenheitsbewältigung soll hier nicht stattfinden, der Mensch in der Konfrontation mit den Zeiterscheinungen steht im Mittelpunkt ... es geht um menschliche Schicksale, die trotz ihres oft tragischen Verlaufs keine Beachtung gefunden haben und um die Mitglieder dieser Gesellschaft, die trotz aller Sicherungsmechanismen eben manchmal doch durch die Maschen des sozialen Netzes fallen.

... Kühns Verwendung der plattdeutschen Sprache stellt oft genug höhere Anforderungen an den Leser.

(Rainer Dörigen in Mitteilungsblatt der Oldenburgischen Landschaft Nr. 53- H. 12/86, S. 12)